29. April 1945 – Zolling wird durch die Amerikaner befreit

Es ist Sonntag, der 29. April 1945. Seit sechs Jahren herrscht Krieg. Seit 12 Jahren drangsalieren Anhänger des Nationalsozialismus die Bevölkerung. Sie haben Europa mit einem mörderischen Krieg überzogen. Zu sagen traut sich schon lange keiner mehr was. Zu groß ist die Gefahr, von der Gestapo abgeholt oder gar nach Dachau zu kommen.

Seit Wochen ziehen vermehrt Verbände der Wehrmacht vorbei in Richtung Süden. An den Endsieg glaubt schon lange keiner mehr. Nurmehr völlig Fanatisierte leisten weiterhin aussichtslosen Widerstand. Ausgemergelte Kriegsgefangene marschieren zum Kriegsgefangenenlager Stalag VII A nach Moosburg.1 In Gegenrichtung werden KZ-Gefangene von Flossenbürg durchs Ampertal in Richtung Dachau getrieben. Auch durch Zolling ziehen die erbärmlichen Gestalten, mehr tot als lebendig.2

Seit Tagen hört man den Geschützdonner von der Donau kommend lauter werden. Polizist Josef Schranner entkommt nachts von Allershausen kommend bei Kirchdorf einer Kontrolle der SS und setzt sich seinen Weg in Richtung Siechendorf fort. Er und auch der 19-jährige Lorenz Brückl aus Siechendorf werden von Kugeln der aus Wolfersdorf anrückenden Amerikaner nur knapp verfehlt.3

Am 29.4. morgens gegen 10:00 Uhr sprengen Wehrmacht und SS die Amperbrücken in Zolling, Palzing und Kirchdorf. Sie verschanzen sich an der Amperleite oberhalb von Erlau im Wald, um den Untergang des Reiches aufzuhalten.4 In Palzing entzieht sich die NSDAP-Größe Hörl durch Selbsttötung seiner Verantwortung.5 In Thann und anderswo werden am Kirchturm weithin sichtbare weiße Fahnen aufgehängt.

Es wird Abend. Die Nacht senkt sich über das Ampertal. Der Gefechtslärm erlischt. Der Krieg ist in Zolling vorbei. Die Amerikaner haben Zolling befreit.

Viele haben gelitten. Gleich zu Beginn der Schreckensherrschaft als Sozialdemokraten und Kommunisten abgeholt wurden und nicht mehr wiederkamen.6 Später als reihenweise die Männer an der Front umgekommen sind und zu Hause Verlobte oder Frau und Kind einsam warteten. Der totale Krieg hat Leid über alle Familien gebracht und die Gesellschaft traumatisiert. Bis heute ist die Scham groß, über das Erlebte zu erzählen, dabei wäre es so wichtig als Lehre für die Zukunft.

Die Gemeinde Zolling hat sich auf den Weg gemacht, Geschichten der Zeitzeugen zu sammeln, bevor sie für immer verloren gehen. Wer seine Geschichte erzählen will oder die seiner Familie, findet mit Elisabeth Obermeier eine geschulte Zuhörerin. So ist es möglich, die Erinnerung zu bewahren, den Menschen gerecht zu werden und aus der Vergangenheit zu lernen.

Seitens der UBZ unterstützen wir dieses Vorhaben ausdrücklich. Wir wünschen, dass der Zeit angemessen gedacht wird und die Aufrechten der Zeit eine späte Ehrung erfahren. Daher, machen Sie mit und erzählen Sie Frau Obermeier Ihre Geschichte.

Den Kontakt zu Elisabeth Obermeier vermittelt die Gemeinde Zolling, Manuela Eckebrecht 08167 6943-59, manuela.eckebrecht@vg-zolling.de 

Quellen
  1. Dominik Reither: Zwischen Hakenkreuz und Sternenbanner ↩︎
  2. Karl-Heinz Zenker: Die Opfer der Todesmärsche, S. 48 ↩︎
  3. Josef Brückl: Siechendorf und rundherum ist Heimat, S. 85ff ↩︎
  4. Josef Brückl: Die Straße war ihr Schicksal, S. 163 ↩︎
  5. Georg Völkl: Palzing 807 – 2007, S. 97 ↩︎
  6. Sonia Kochendörfer, Toni Schmid: Freising unter dem Hakenkreuz ↩︎
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